Jedes Opfer zählt! Für eine Erinnerungskultur ohne blinde Flecken.

Ratsfraktion DIE LINKE

Dass Wuppertal endlich einen würdigen Erinnerungsort an den Nazi-Terror auf dem Areal des ehemaligen KZ-Kemna in Beyenburg erhalten soll, darüber sind sich die an der Entwicklung des Gedenkortes Beteiligten einig.

Wer einer ehrenden Erinnerung würdig ist, das ist unter den Beteiligten offenkundig umstritten. Besonders die Evangelische Kirche als Trägerin des Erinnerungsortes in der Kemna hat in Person von Superintendentin Ilka Federschmidt wiederholt deutlich gemacht, dass an alle Nazi-Opfer in gleicher Weise erinnert werden soll und die Rolle der evangelischen Seelsorger im KZ kritisch zu reflektieren ist, die darauf hofften, die als gottlos bezeichneten Kommunisten und Sozialisten in der Haft bekehren zu können.

Wer am 16. Juni die Westdeutsche Zeitung gelesen hat, musste irritiert zur Kenntnis nehmen, dass Ulrike Schrader, die als Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge eine gewichtige Stimme in den hiesigen erinnerungskulturellen Debatten hat und die Evangelische Kirche im Prozess berät, die kommunistischen Opfer von der Erinnerung ausnehmen will. Kommunisten gelten demnach für sie als Gegner der Weimarer Republik und damit zugleich als Gegner der Demokratie.

Salvador Oberhaus, stellvertretender Kreissprecher DIE LINKE Wuppertal und Mitglied in der Kommission für eine Kultur des Erinnerns, stellt dazu fest, dass „solche Aussagen ein erschreckendes Maß an Geschichtsvergessenheit und ein fragwürdiges Demokratieverständnis offenbaren. Es waren nicht die Kommunisten, sondern ein Bündnis von bürgerlichen Parteien, der deutschen Wirtschaft und Teilen des alten Hochadels, das Hitler an die Macht verhalf und die Demokratie abschaffte. Dass nun ausgerechnet ein großer Teil jener Antifaschisten, die für ihren Widerstand von den Nazis verfolgt, gedemütigt, gefoltert und ermordet wurden, von der Erinnerung ausgenommen werden sollen, ist ein Affront gegen die Opfer und all jene, die sich für eine verbindende Erinnerungskultur einsetzen, die keine Opfer ausschließt.“

„Eine verbindende erinnerungskulturelle Praxis“, so Oberhaus weiter, „ist angesichts gegenwärtiger die Demokratie bedrohender Entwicklungen durch das Erstarken der politischen Rechten umso bedeutsamer für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Man kann die Evangelische Kirche in ihrer Haltung nur unterstützen.“