Aufhebung aller Würdigungen des Baron Eduard von der Heydt in Wuppertal

VO/2914/04

Antrag der Ratsgruppe der PDS in der Ratssitzung vom 24. Mai 2004

Der Rat der Stadt unterstreicht seine Entscheidung, Kunstwerke aus dem von-der-Heydt-Museum an die jüdischen Besitzer, denen sie während der NS-Zeit abgepresst oder geraubt worden sind, bzw. an deren Nachkommen zurückzugeben. Über die im Besitz des von-der-Heydt-Museums befindlichen Kunstwerke ist eine Erhebung bezüglich deren Herkunft anzustellen.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

für die Sitzung des Stadtrates am 24. Mai bringt die Ratsgruppe der PDS nachstehenden Antrag ein:

Der Rat der Stadt unterstreicht seine Entscheidung, Kunstwerke aus dem von-der-Heydt-Museum an die jüdischen Besitzer, denen sie während der NS-Zeit abgepresst oder geraubt worden sind, bzw. an deren Nachkommen zurückzugeben. Über die im Besitz des von-der-Heydt-Museums befindlichen Kunstwerke ist eine Erhebung bezüglich deren Herkunft anzustellen.

Der Rat der Stadt bedauert es, dass in der Debatte um die Rückgabe der Kunstwerke von Museumsverantwortlichen Einlassungen wie „...vom falsch verstandenen Wiedergutmachungseifer...“ oder „...eine moralische Verpflichtung [auf Rückgabe] vermögen wir angesichts der vielen Millionen Mark, die unser Staat an finanzieller Wiedergutmachung geleistet hat, nicht zu erkennen...“ gemacht wurden. Derartige Äußerungen sind geeignet, antisemitische Klischees zu bedienen.

In Aufarbeitung des geschichtlichen Wirkens Eduard von der Heydts als einem der Namensgeber des Museums und eines Kunstpreises beschließt der Rat der Stadt:

1. Das Von-der-Heydt-Museum wird umbenannt. Es trägt vorläufig den Namen Wuppertaler Kunstmuseum.

Der Rat der Stadt fordert die Bürgerinnen und Bürger der Stadt auf, Vorschläge für eine zukünftige Namensgebung zu unterbreiten, die dem Charakter der Einrichtung Rechnung trägt und zugleich eine Würdigung demokratischer und antifaschistischer Künstler/innen sein sollte.

2. Die Rat der Stadt beschließt die Umbenennung des „Eduard-von-der-Heydt-Preises“. Um Vorschläge für die Namensgebung des Preises werden die Wuppertaler Kulturschaffenden gebeten.

3. Der Rat der Stadt beschließt die Umbenennung des von-der-Heydt-Platzes. Um Vorschläge für eine neue Namensgebung wird die Elberfelder Bezirksvertretung gebeten.

4. Der Rat der Stadt beschließt die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft für Baron Eduard von der Heydt.

Begründung:

Der Bankier und Kunstsammler Eduard von der Heydt ist einer der Stifter und Namensgeber des Museums und als solcher z. B. in der aktuellen Internet-Präsentation des von-der-Heydt-Museums ausdrücklich genannt. Die Beibehaltung dieser Würdigung ist unseres Erachtens untragbar, da inzwischen aufgearbeitet ist, dass besagter Baron Eduard von-der-Heydt

- Mitglied der NSDAP und Verfasser antisemitischer Hetztiraden war,

- über seine Konten in der Schweiz das Spionagenetz des Naziregimes mitfinanziert hat,

- als Bankier erheblich an Finanzierung des Wahlkampfes der Nazis beteiligt war und

- von ermordeten Juden geraubtes Gold für die Kasse des Deutschen Reiches verwaltet und weiterverkauft hat.

Nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um die Rückgabe der Bilder aus dem von-der-Heydt-Museum hat sich um die Rolle Eduard von der Heydts eine Debatte entwickelt - weit über unsere Stadt hinaus. Inzwischen sind von Historikern und Publizisten Fakten zum Wirken des Baron Eduard von der Heydt aufgearbeitet worden, die offenbar in der Zeit, als ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadt zuerkannt, Museum und Kunstpreis nach ihm benannt wurden, noch wenig bekannt waren, zumindest wenig Beachtung fanden.

Eine Weiterführung von Würdigungen Eduard von der Heydts ist in Anbetracht des unsäglichen Leids, welches der Hitlerfaschismus in der Welt angerichtet hat, unvertretbar und würde über die Stadtgrenzen hinaus kein Verständnis finden.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

zum Schluss noch ein ganz persönlicher Appell: Es kann doch weder in Ihrem Sinne noch im Sinne der VertreterInnen des Wuppertaler Stadtrates sein, dass von rechten Demagogen infiltrierte Jugendliche mit Recht und ohne Gnade einer Bestrafung zugeführt werden, Eduard von der Heydt jedoch, weil er Geld- und Kunstbesitz hatte, wovon er einen Teil der Stadt Wuppertal abtrat zum Ehrenbürger und Namensgeber eines Kunstpreises wurde.

Wir bitten unserem Antrag zu folgen, auf dass in Wuppertal auch nicht der kleinste Ansatz von rechtem Gedankengut eine Chance habe.

Ratsgruppe der PDS

Elke von der Beeck (Stadtverordnete)

Gerd-Peter Zielezinski (Stadtverordenter)