Ratssitzung 10. Mai 2021, TOP 11.2, Fortschreibung des Lärmaktionsplanes für den Ballungsraum Wuppertal – Lärmkartierung und Lärmaktionsplanung der Runde 3

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

sehr geehrte Damen und Herren

Lärm macht krank. Das ist eine  gesicherte medizinische Erkenntnis.

Die Nebennieren schütten Stresshormone aus. Dadurch erhöhen  sich Puls und Blutdruck. Fett- und Zuckerreserven werden ins Blut gepumpt, um die Muskeln mit Energie zu versorgen. Die Verdauung und das Immunsystem werden heruntergefahren, um dort Energie einzusparen. Normalerweise fährt der Körper diesen Alarmmodus wieder runter, wenn die Gefahr gebannt ist. Doch dauerhafter Lärm verhindert das, hält den Körper im Stressmodus. Dadurch kommt es zu Bluthochdruck, zu erhöhten Blutzucker- und Cholesterinwerten. Vorboten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die im schlimmsten Fall zum Herzinfarkt führen. Besonders gefährlich ist nächtlicher Lärm. Selbst wenn Lärmgeplagte davon nicht aufwachen, ist der Körper im Stressmodus und kann sich im Schlaf nicht richtig erholen.

Das größte Problem ist der Straßenverkehrslärm. Von allen Lärmquellen in Deutschland sind dadurch die meisten Menschen betroffen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Leitlinien festgelegt, ab wann Straßenverkehrslärm als gesundheitsschädlich gilt und Grenzwerte ermittelt. Als Mittelwert für 24 Stunden sollten maximal 53 dB(A) erreicht werden. In der Nacht noch weniger: maximal 45 dB(A). In Wuppertal werden diese Werte an vielen Stellen überschritten. Es werden also Menschen Lärmpegeln ausgesetzt, die höher sind als die in den Leitlinien der WHO festgesetzten. Ca. zehn Prozent der Bevölkerung sind demnach gesundheitsschädlichem Straßenverkehrslärm ausgesetzt.

Der neue Lärmaktionsplan wird daran wenig, unserer Auffassung nach, zu wenig ändern. Nach dem LAP3 sind nur 14.200 Menschen in unserer Stadt von gesundheitsschädlichem Lärm betroffen, da er nur die höheren nationalen Grenzwerte berücksichtigt.

Aus diesem Grund haben wir schon in der letzten Ratsperiode mit CDU und Grünen  den Antrag

„ Wirksame Lärmaktionsplanung für die Gesundheit der Bürger*innen in Wuppertal“ eingebracht.

In diesem Antrag werden die niedrigeren - von WHO und UBA empfohlenen Werte zugrunde gelegt, so dass sich  die Anzahl der Betroffenen auf ca. 34000, darunter auch die Anwohner*innen der A 46 und entlang der Eisenbahnverkehrsstrecke, erhöhen würde.

Dieser Antrag wurde bislang weder im Rat  noch im Hauptausschuss behandelt. Und wird wohl, wenn  es nach der Beschlussempfehlung des Hauptausschuss geht, auch heute nicht befasst werden.

Erstaunlich! Noch am 28.4., also vor 12 Tagen, ist dieser Antrag im Umweltausschuss  noch einstimmig angenommen worden.

8 Tage später sieht die Welt ganz anders aus.

Es ist schon merkwürdig. Ein Antrag, der auch von CDU und Grünen eingebracht wurde, wird nun mit den Stimmen von CDU und Grünen auf Antrag der SPD nicht befasst.

Nun zum LAP3. Dieser Plan orientiert sich nicht an den von WHO und UBA empfohlenen Werten. Selbst die deutlich höheren nationalen Grenzwerte  werden vieler Orts überschritten.

Ein Bürgerantrag, der eine Temporeduzierung auf der Friedrich-Engels- Allee wegen der deutlichen Überschreitung der gesetzlichen Grenzwerte wurde vorsah, wurde  abgelehnt- auch auf Verweis auf den ausstehenden LAP3.

Nun liegt der LAP3 vor. Aber eine Maßnahme zur Lärmreduzierung auf diesem Straßenabschnitt sucht man vergebens.  Ein Beispiel von vielen. In den Unterlagen zum LAP3 gibt es Karten, die die Bereiche der Stadt zeigen, die von hoher und sehr hoher Lärmbelastung betroffen sind.

Wenn man sich im Vergleich Karten anschaut, die die Bereiche zeigen,  wo die Menschen mit geringen Einkommen wohnen, wird man feststellen, dass diese Bereiche nahezu deckungsgleich sind.

Es gibt Belege dafür, dass es in Gebieten mit hoher Lärmbelastung deutlich mehr Herz-Kreislauf- und psychische Erkrankungen gibt. Laut Umweltbundesamt lassen sich in Deutschland pro Jahr rund 50.000 Herzinfarkt-Tote auf Straßenverkehrslärm zurückführen.

Weil du arm bist, musst du früher sterben.

Der LAP 3 schützt die Menschen unserer Stadt nur unzureichend gegen den krankmachenden Lärm.
Daran ändert auch der Änderungsantrag von SPD, CDU und Grünen nichts. 


Deshalb wird DIE LINKE mit NEIN stimmen.